Zur Entstehungsgeschichte der Landschaft
Die vorletzte Kaltzeit, die sogenannte Saale-Vereisung, hat die Grundlage für das heutige Landschaftsbild geschaffen: Die Region wurde durch die Eismassen und den darin mitgeführten Gesteinsschutt überprägt, der Untergrund durch die gewaltige Bewegung der Gletscher gestaucht, geschliffen und teilweise abgehobelt, sodass Hügel und Täler eingeebnet wurden. Gletscher in einer Höhe von über einem Kilometer schoben sich über das Land.
Durch das Abschmelzen der gewaltigen Gletscher bildeten sich Urstromtäler wie das Huntetal, das heute zu den schönsten Flussniederungen im norddeutschen Raum zählt.
Bei der letzten Kaltzeit, der Weichsel-Kaltzeit, erreichten die Gletscher nicht unsere Region. Die Landschaft glich vermutlich eher einer Tundra wie heute z.B. in Alaska und Kanada. Durch starke Winde wurden Felsen abgeschliffen, der Sand wehte zu Dünen auf, die an vielen Stellen weiterhin vorhanden sind. Die bekanntesten Orte sind sicherlich die Osenberge bei Sandkrug und der Warwer Sand bei Syke. Die meisten Dünen wurden im Laufe der letzten Jahrhunderte durch die Aufforstung mit Kiefern befestigt. Geestlandschaften liegen insgesamt deutlich höher als die Marsch. Aus diesem Grund waren sie auch früher besiedelt. Beeindruckende Großsteingräber zeugen noch heute von der frühen Besiedlung der Region vor 5000 Jahren, als das Klima insgesamt etwas wärmer wurde.
Im Laufe der Jahrtausende nach der Weichseleiszeit kamen durch Klimaveränderungen neue Landschaftselemente hinzu wie Wälder und Moore, die vom Menschen bereits stark genutzt und dadurch verändert wurden. Es entstand ein komplexes Mosaik aus Landschaftselementen.
Übrigens: Der Begriff „Geest“ kommt von dem niederdeutschen Wort „gest“ oder „güst“ und bedeutet „unfruchtbar“ - dieses ursprüngliche Merkmal der Landschaft lässt sich seit dem Aufkommen des Kunstdüngers nicht mehr so leicht erkennen.
Eine Vielzahl von kleinen bis mittleren Fließgewässern durchzieht den Naturpark. Sie sind entweder Zuflüsse der Hunte - dem größten Fluss im Naturpark Wildeshauser Geest - oder der Weser, die selbst allerdings nicht mehr im Naturpark liegt.
Bis auf das Saager Meer gibt keine natürlichen größeren Stillgewässer im Naturpark. Einige Teiche wurden zur Fischzucht angelegt - herausragendes Beispiel sind die Ahlhorner Fischteiche. Hinzu kommt eine Vielzahl an Seen, die durch Sandabbau entstanden sind und teilweise heute als Badegewässer genutzt werden dürfen und einige Mühlenteiche, die zum Betrieb der Wassermühlen benötigt wurden.
Der Naturpark Wildeshauser Geest zeichnet sich hingegen durch eine Vielzahl kleiner Stillgewässer aus - den sogenannten Schlatts. Sie sind als „Ausblasungsmulden“ in der letzten Eiszeit entstanden. Gut abgedichtet mit feinem Lehm halten sie das Regenwasser in der ansonsten wasserarmen Geestlandschaft. Mittlerweile stehen sie unter Naturschutz, denn sie bieten einer Vielzahl an Tieren und Pflanzen einen wertvollen Lebensraum.
Der Naturpark Wildeshauser Geest zeichnet sich durch eine Vielzahl attraktiver Mischwälder aus, von denen viele unter Naturschutz stehen. Im Hasbruch steht mit der Friederikeneiche der älteste Baum Norddeutschlands, im Barneführerholz die vermutlich älteste Douglasie Europas. In den alten Waldgebieten hat die menschliche Nutzung der Wälder als Waldweide knorrige Eichen und Hainbuchen hinterlassen, die sich im Laufe der Jahrhunderte zu eindrucksvollen Bäumen entwickelt haben. Seit einigen Jahren wird diese alte Nutzungsform des Waldes im Hasbruch wieder praktiziert.
Moore entstehen häufig in Senken und Niederungen, in denen sich das Wasser nach der Eisschmelze oder nach Überschwemmungen dauerhaft staut. Feuchtigkeitsliebende Gräser und Moose siedeln sich an. Im Laufe der Zeit bildet sich aus diesen abgestorbenen Pflanzenteilen Torf.
Weil Moore sich weder für Ackerbau noch für Viehzucht eigneten und zudem stets als düster und gefährlich galten, blieben sie bis in die letzten Jahrhunderte weitgehend unberührt. Erst als steigende Bevölkerungszahlen die Erschließung zusätzlicher Flächen notwendig machten und die Industrialisierung die technischen Möglichkeiten bereitstellte, begann die Trockenlegung vieler Moore.
Auch der Naturpark Wildeshauser Geest war ursprünglich zu großen Teilen von Mooren bedeckt, die sich seit der letzten Kaltzeit in den feuchteren Bereichen der Landschaft gebildet haben. Im Laufe der letzten zwei Jahrhunderte wurden allerdings auch hier viele dieser Moore “kultiviert”, um Landwirtschaft zu betreiben. Einige Relikte, wie das Poggenpohlsmoor, das Holler Moor oder das Pestruper Moor sind erhalten geblieben, die heute als Naturschutzgebiete geschützt sind. Jedoch hat sich auch ihre Erscheinung stark verändert, da durch die Entwässerung der umliegenden Flächen auch an diesen Standorten Gehölze aufgewachsen sind, die sich im ursprünglich sehr feuchten und sauren Moorlebensraum nicht durchgesetzt hätten. An einigen Stellen, wie im Goldenstedter Moor, wird auch noch Torf abgebaut, der v.a. im Gartenbau weiterhin eingesetzt wird. Die abgetorften Bereiche müssen im Anschluss renaturiert werden und im Sinne des Klima- und Naturschutzes nimmt die Fläche des Torfabbaus immer weiter ab.
Die Heide ist ein typischer Lebensraum der Geest, denn sie entwickelt sich auf sandigen und eher unfruchtbaren Böden. In früheren Jahrhunderten bedeckte sie weite Teile des Naturparks. Heidelandschaften wurden maßgeblich durch den Menschen verursacht: in den letzten Jahrtausenden wurden immer wieder bewaldete Geestflächen gerodet und landwirtschaftlich genutzt. Zurück blieben nährstoffarme und saure Böden, auf denen sich vorwiegend anspruchslose Pflanzen wie Besen- und Glockenheide, Wachholder und Kiefern ansiedelten. Diese wurden in mühsamer Arbeit von Heidebauern bewirtschaftet - die sogenannte Eschkultur. Dabei wurde humusarmer Heide- oder Waldboden, sogenannte Plaggen, abgetragen, um als Einstreu in die Viehställe gebracht und schließlich wieder auf die Äcker (Esch) ausgebracht zu werden. Zusammen mit dem Mist bildete das Material dann einen effektiven organischen Dünger. Oftmals erinnern Straßennamen noch an ehemalige Eschflächen. Heute existieren nur noch kleinere Heiderelikte in unserer Region. Die bekannteste ist sicherlich die Pestruper Heide, die nahezu deckungsgleich mit dem Pestruper Gräbefeld ist - einer bronze- und eisenzeitlichen archäologischen Stätte von herausragender Bedeutung.
In der Zeit von Anfang August bis Ende September, wenn die Heide in Blüte steht, ist diese sonst eher karge Landschaft von den leuchtenden Farben der Heide geprägt und besonders schön anzusehen.
Das Schwemmland an der nordwestdeutschen Küste sowie im Einflussgebiet von Tideflüssen wie Weser, Elbe und Ems, wird als „Marsch“ bezeichnet. Im Naturpark Wildeshauser Geest befindet sich nur in den nördlichen Bereichen Marschland.
Die vollkommen flachen Landstriche liegen kaum über, oft sogar unter dem Meeresspiegel. Wo sie nicht durch Deiche geschützt sind, werden sie deshalb regelmäßig überflutet. Auch sonst ist das Marschland so feucht, dass es durch Entwässerungsgräben oder Siele trocken gehalten werden muss. Es handelt sich aufgrund der Schlickablagerungen, dem hohen Grundwasserspiegel und einen ausgeglichenen Klima mit wenig Bodenfrost um hervorragendes Weide- und Ackerland.